Dienstleistungsforschung

Dienstleistungen entstehen durch Bedürfnisse der Menschen. Diese haben sich in den letzten Jahren geändert, was als Indiz für weitreichende strukturelle Veränderungen in unserer Gesellschaft gilt. Beispiele dafür sind die zunehmende Individualisierung, ablesbar an der steigenden Zahl der Single-Haushalte, und die demographische Entwicklung hin zu einer älteren Bevölkerung. Auch im Bereich der Wirtschaft hat sich durch Faktoren wie weiter zunehmende Globalisierung, veränderte Konsumgewohnheiten sowie komplexere Produkte einiges bewegt. Und so wird auch der Stellenwert der Dienstleistungsforschung immer größer.

Dienstleistungsforschung wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung seit rund 15 Jahren gefördert. Die Diskussion um die „Service-Wüste Deutschland“ Mitte der 90er Jahre und die Analyse, dass es im Vergleich mit anderen Industrienationen hierzulande eine „Dienstleistungslücke“ gäbe, war Auslöser für die Erweiterung der Forschungsförderung auf den Themenbereich der Dienstleistungen. Für das BMBF war neben dieser Diskussion das zu großen Teilen noch nicht ausgeschöpfte Innovationspotenzial Anlass, seine Fördertätigkeiten auf diesen Wirtschaftsbereich auszudehnen. Durch gezielte Forschung und Entwicklung von Dienstleistungskonzepten soll ein Beitrag geleistet werden, den Innovationsfaktor Dienstleistungen zu entfalten sowie die Innovationskräfte im Dienstleistungsbereich zu nutzen und zu stärken. Dass sich die Förderung von Dienstleistungsforschung für eine Volkswirtschaft rechnet, dokumentieren Zahlen des Statistischen Bundesamtes:  70 % der Bruttowertwertschöpfung in der BRD machen heutzutage die Dienstleistungen aus.

Die Dienstleistungsforschung fokussierte bisher auf sehr verschiedene Themen wie etwa die Entwicklungsperspektiven verschiedener (bereits bestehender) Branchen, auf die Qualifikationsanforderungen von Arbeitskräften in diesen Branchen, auf die Entwicklung gesundheitsförderlicher Arbeitsbedingungen etc. Sie bezog sich jedoch in aller Regel nicht auf die Technologieentwicklung, die ganz selbstverständlich anderen Bereichen zugeordnet wurde und gleichsam außerhalb des Zugriffshorizonts der Dienstleistungsforschung lag. Auch wurden kaum innovative Arrangements auf Dienstleistungsmärkten in den Blick genommen, die die Entwicklung neuer Technologien notwendig vorausgesetzt hätten. Allerdings wurde schon Ende der 90er Jahre das Thema „Service Engineering“ angegangen, um auch im Dienstleistungsbereich der Innovation in Organisationen einen fest verorteten sozialen Raum zu geben und Kundenanforderungen bei der Entwicklung von neuen Dienstleistungsprodukten systematischer berücksichtigen zu können.